Liebe Mit-Linuxer,
nach einer längeren Weile möchte ich einem Problem doch einmal nachgehen
und hoffe, doch noch eine Verbesserung zu finden, selbst wenn es etwas
kosten könnte.
Ende letzten Jahres hatte ich mir bei Tuxedo ein (erstmals) neues Laptop
gekauft und auch ganz ordentlich Geld ausgegeben für einen
Sechs-Kerne-i7 mit 16GB Speicher. Besonders gereizt hatte mich daran,
dass ich gerade zuvor ein System programmiert hatte, mit dem ich in
meinem LilyPond-Editor die Zahl paralleler Kompilationsvorgänge
kontrollieren kann. Somit kann ich jetzt sagen "übersetze mir die 2.000
Notenschnipsel und halte dabei immer 10 Cores in Betrieb". Vor dieser
Programmierung hätte ich nur die Wahl gehabt, wirklich alle nacheinander
abzuarbeiten oder alle Jobs gleichzeitig auf das Betriebssystem
loszulassen ;-)
Im Prinzip war ich auch sehr zufrieden mit der Performance des Laptops,
nun machen mir aber wahrscheinlich die Umstände Schwierigkeiten, und ich
würde mich über Tipps freuen, mit denen ich nach Engpässen und ggfs.
Abhilfe suchen kann.
An das Laptop sind jetzt zwei zusätzliche Monitore angeschlossen, ein
alter 1024x768 per HDMI-DVI-Adapter sowie ein 4K-Monitor per Mini-DP.
Wenn diese beiden Bildschirme aktiv sind, habe ich oft das Gefühl, dass
z.B. die Tastatur beim Tippen etwas laggt, oder auch, dass das Wechseln
zwischen Anwendungen relativ träge geht. Auch das Starten größerer
Programme wie LibreOffice dauert merklich länger.
Insbesondere eklatant ist das allerdings, wenn der Rechner in
irgendeiner Form mit Videos beschäftig ist. Ich muss einerseits
Videoschnitt machen (Kdenlive) (was ich natürlich am liebsten auf dem
4K-Monitor mache), andererseits (natürlich) ständig irgendwelche
Videokonferenzen. Und egal, ob das nun in einem Chromium läuft (Jitsi,
BigBlueButton, PexIP) oder in einer Desktop-App (PexIP, Zoom (igitt!)) -
sobald eine Videokonferenz in Betrieb ist (eigentlich muss noch nicht
mal die eigentliche Konferenz laufen, sondern lediglich mit aktivierter
Webcam in Bereitschaft sein), wird mein Rechner meistens signifikant
träger. Das zeigt sich im Desktop (wie oben), aber auch beispielsweise
Kompilierungen von LilyPond oder LaTeX brauchen oft ein Mehrfaches der
übrigen Zeit.
Mein erster Gedanke ist, dass drei Bildschirme (macht es etwas, dass die
so unterschiedlich sind?) und Videostreamen/-bearbeiten einfach doch
sehr anspruchsvolle Anwendungen sind. Vielleicht hatte ich ja am
falschen Ende gespart und auf eine dedizierte Grafikkarte verzichtet
(was ich bisher immer bewusst gemacht hatte - ich bin ja kein Gamer)?
Ja und nein, wie sich zeigt: Bei den Businessmodellen bietet Tuxedo zur
Platz- und Stromersparnis ausschließlich integrierte Grafik an. D.h. ich
habe nicht am falschen Ende gespart, es gibt aber auch keine Option zum
Nachrüsten, wofür ich jetzt sogar nochmal Geld in die Hand genommen hätte.
Die Mitarbeiterin meinte allerdings, eine konkret überlastete GPU mache
sich i.d.R. direkt durch Video-Ruckeln und so bemerkbar. Das kann ich
nicht beobachten, die Videos selbst laufen eigentlich problemlos, es ist
mehr die ganze Desktopumgebung, die träge wird.
Hardwareseits gäbe es als Optionen nur die Aufrüstung von mehr (oder
anderem) Speicher, derzeit ist ein 2666Mht-Riegel mit 16 GB verbaut oder
eine andere Festplatte (derzeit 250 GB Samsung 860 Evo per M.2 SATAIII).
Letzteres hat mir die Tuxedo-Mitarbeiterin aber immerhin nicht als
Heilsversprechen aufzuschwatzen versucht...
Ich kann das nochmal beobachten, bin mir aber ziemlich sicher, dass mein
Speicher nicht vollläuft, zumindest bei weitem nicht immer, dass also
die Einschränkungen beginnen, längst bevor es hier zu Engpässen kommt.
Trotzdem die Frage, ob ich hier einmal erhöhte Aufmerksamkeit walten
lassen sollte? Oder ob es sich lohnen könnte, hier in eine Aufrüstung zu
investieren, selbst wenn ich keine konkrete Überlastung erkennen kann?
Die Festplatte selbst ist nicht voll, und selbst wenn eine andere 20%
schneller sein sollte, kann ich mir das nicht als die Ursache/Lösung
meines Problems vorstellen.
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Schlussendlich habe ich den Eindruck, dass ich mich wohl auf die Suche
nach einer softwareseitigen Lösung machen sollte.
Zunächst würde mich interessieren, ob ich irgendwelche Parameter oder
Prozesse beobachten kann, die mir Aufschluss über Performance-Engpässe
im Zusammenhang mit Grafik allgemein bzw. Video im Speziellen geben können.
Sollte/müsste ich mich letztlich einfach nach einer weniger
performancehungrigen Desktop-Umgebung umsehen? Eigentlich möchte ich
jetzt nicth schon wieder wechseln, und eigentlich war mein Plan ja
gewesen, mich mit einem einigermaßen powervollen Rechner etwas davon
unabhängig zu machen :-(
Auf meinem Laptop läuft Debian Testing. (Da ich nicht das
Ubuntu-basierte Haus-OS von Tuxedo verwende, profitiere ich auch nicht
von möglichen Anpassungen und Optimierungen. Ob diese allerdings mein
Problem gelöst hätten, weiß ich natürlich nicht.)
Als Desktop läuft GNOME 3, beides jeweils von der Stange, d.h. so wie es
in den aktuellen Debian-Repositories zu finden ist.
Müsste ich damit rechnen, dass in diesem Zusammenhang ein Unterschied
zwischen Xorg und Wayland relevant sein könnte?
Gibt es (außer einem grundsätzlich anderen und schlichteren
Desktop/Window manager) Möglichkeiten, den Ressourcenverbrauch des
Desktops gezielt zu verringern, etwa auch temporär, indem ich z.B. sage,
dass die Videokonferenzen mit reduzierter Priorität laufen sollen, um
den Rest des Systems weniger zu beeinträchtigen?
Vielen Dank für jeden Tipp (ob Einzelhinweis oder Rundum-Vorschlag)
und herzliche Grüße
Urs